Die Firma Phonak veranstaltete vom 17. – 18 Juni die 5. Europäische Pädakustik Konferenz in Berlin. Akustiker Online-Redakteurin Melanie Höffernig war Gast dieser Konferenz und berichtet im Folgenden über die Schwerpunkte der insgesamt 24 Powervorträge. Begonnen hat alles am Donnerstag, den 16.06.2016 mit einem Willkommen-Abend im Maritim proArte Hotel. Nach der Registrierung am Welcome-Desk wurde für das leibliche Wohl der Teilnehmer gesorgt.
Die Konferenz war in sieben Sessions eingeteilt, die nachfolgende Schwerpunkte beleuchteten. Zur besseren Orientierung haben wir ein kleines Menü angelegt, damit Sie sich schneller orientieren können.
Session I: Neue Protokolle und aktuelle Vorgehensweisen in der Hörgeräteanpassung
Session II: Früherkennung und Diagnose
Session III: Diagnostik und Management von geringrandigen Schwierigkeiten und Schallleitungsschwerhörigkeiten
Session IV: Die Bedeutung der von „Personal Technology“
Session V: Hörbarkeit ist nicht alles
Session VI: Familien in den Vordergrund!
Session VII: Moderne Hörsystem-Technologien – elektrisch versus akustisch
Pünktlich um 08:30 Uhr startet die Konferenz mit über 500 Teilnehmern aus über 20 Ländern. Die Vorträge waren in sieben Schwerpunkthemen unterteilt. Die erste Session beschäftigte sich mit dem Schwerpunktthema „Neue Protokolle und aktuelle Vorgehensweisen bei der Hörgeräteanpassung“.
Session I: „Neue Protokolle und aktuelle Vorgehensweisen bei der Höreräteanpassung
Den Anfang machte Marlene Bagatto aus Kanada. Sie referierte über die Anleitung zur Hörgeräteversorgung bei Kindern, über Richtlinien und Protokolle in der Pädaudiologie. Eine strukturierte Vorgehensweise in der Hörgeräteanpassung bei Kindern ist besonders wichtig, um nicht Birnen mit Äpfel zu vergleichen, so Marlene Bagatto sondern Äpfel mit Äpfeln. Die Qualität der Anpassung muss auf dem Besten Niveau sein, damit Kinder den bestmöglichen Zugang zur Sprache haben. Die Messtechnik muss sich den wachsenden Ohren der Kinder anpassen, so Bagatto in ihrem Vortrag. „Kinderohren sind Kinderohren und keine Erwachsenenohren“.
Im Anschluss referierte Frau Anna Marie Tharpe aus den Vereinigten Staaten über geringgradige Schwerhörigkeiten bei Kindern und die damit verbundene Entwicklung. Hochgradige Schwerhörigkeiten werden umgehend erkannt und auch versorgt, wobei die geringgradige nicht zu vernachlässigen ist. „Was ist eine geringgradige Schwerhörigkeit,“ stellte Tharpe fragend in das Auditorium. Die „normale“ Hörschwelle eine Kindes kann von -10 dB HL bis 15 dB HL schwanken. Eine geringgradige Hörstörung kann in einem Bereich zwischen 26 bis 40 dB HL liegen. Sie warnt in ihrem Vortrag, dass auch ein bestandenes Neugeborenen-Screening konsequent nachgeprüft werden muss. In einer amerikanischen Studie wurde herausgefunden, dass 35% der Kinder mit einem unilaterialen Hörverlust in der Schule sitzengeblieben sind.
Anschliessend erfolgte eine Diskussionsrunde unter der Leitung von Frau Andrea Bohnert (GER) und Josephine Marriage (UK) zu Fallstudien. Zwei Fälle wurden u.a. mit anwesenden HNO-Ärzten näher betrachtet. In einem Fall ging es um den Zeitpunkt einer CI-Implatation und in einem anderen Fall um die Versorgung überhaupt, da das Kind unter einer Viruserkrankung gelitten hat.
Session II: Früherkennung und Diagnose
In der zweiten Session startete Karsten Plotz, Arzt und Diplombiologe aus Oldenburg. Er referierte über die Möglichkeiten und Grenzen des BERA-Verfahrens. Grundlegend stellte er fest, dass bei einer BERA-Messung 3-4 Punkte einer Messung ausreichen, um eine Aussage treffen zu können. Die Schwierigkeiten bei der BERA-Messung liegt in der Positionierung der Elektroden. Störquellen wie ein Mobiltelefon oder auch die Lautsprecher, die zur Messung benutzt werden, müssen berücksichtigt werden. Weiterhin referierte Plotz über die Durchführung einer OAE-Messung, bei der die Mittelohrdiagnostik nicht außer Acht zu lassen ist. 30-40% der Kinder bis zum 2. Lebensjahr leiden unter Paukenergüssen, die die Messung beeinflussen können. Die Latenzzeiten der Messung der einzelnen Wellen sind zwischen Kindern und Erwachsenen unterschiedlich. Kinder haben grundsätzlich längere Latenzen, so Plotz in seinem Vortrag.
Im zweiten Vortrag referierte John Fitz Gerald (UK) über das BERA Peer Review. Bei diesem Review handelt es sich um ein Gutachtersystem, welches zur Qualitätssteigerung der Versorgung herangezogen werden soll. Da die Auswertung der BERA-Messungen eher subjektiv ausfällt wurde für diese Auswertung ein eigenes Computerprogramm entwickelt. Es sollen externe Gutachter zur Auswertung herangezogen werden. Das System analysiert die eingegebene Daten, so das für den Betroffenen ein unabhängige Auswertung erfolgt. In England ist dieses System bereits aktiv, in dem sich diverse Kliniken einloggen können, um auch eine gewisse Art von Austausch zu nutzen.
Im letzten Prozess vor der Mittagspause berichtete Kevin J. Munro (UK) über die Brückenbildung zwischen früher Anpassung von Hörsystemen und verlässlich subjektver Überprüfung. In Deutschland werden täglich 2 Babys geboren. Die „richtige“ Überprüfung, ob eine Hörminderung vorliegt und die frühzeitige Versorgung des Kindes sind von grosser Bedeutung. Das Messen der kortikalen Potenzialen mit Hörsystemen wäre die sinnvollste Möglichkeit, ist aber unter Berücksichtigung von unruhigen Kindern und teilweise den anatomischen Gegebenheiten nicht immer möglich. Um mit den Kindern nicht in die Klinik zu müssen, können die Messungen auch vor Ort durchgeführt werden. Es gibt eine Art „Hörbus“, in dem diese Messungen durchgeführt werden.
Session III: Diagnostik und Management von geringgradigen Schwierigkeiten und Schallleitungsschwerhörigkeiten
Nach der Mittagspause referierte Thomas Wiesner (GER) über Paukenergüsse, ein häufig unterschätztes Problem in der Diagnostik nach der NHS – Wideband Tympanometry (NHS – newborn hearing screening). Sollte das Screening auffällig sein, stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll ist, da das Kind in Narkose liegt, nach dem Setzen des Paukendrainage, anschließend eine BERA durchzuführen. Die anatomischen Gegebenheiten bei Kleinstkindern können dazu führen, dass der Sondenton mit der Frequenz 226 Hz geschluckt wird und somit kein „richtiges“ Ergebnis vorliegt. Die Messung mit einem 1000 Hz-Ton bzw. einem Breitband-Tympanometer kann dann abweichend erfolgen.
Kristin Kerhofs (BEL) sprach anschließend über die Vorteile der Knochenleitungsmessung mittels Beobachtungsaudiometrie (BOA). Warum und Wann ist dieses von Vorteil. Die BOA kann in den frühen Lebensmonaten durchgeführt werden und macht sehr schnell den Unterschied zwischen normalhörenden und Kindern mit einer Hörminderung deutlich. „Kinder mit Hörmiderung zeigen schneller deutliche Reaktionen als hörende Kinder“, so Kerhofs. Das zu messende Kind sollte ruhig sein, aber nicht in einer Tiefschlafphase. Der Knochenleitungshörer wird zum Beispiel mit einem Stirn- bzw. Softband am Kopf des Kindes befestigt. Für eine Luftleitungsmessung wird ein Einsteckhörer zur Hilfe genommen. Gemessen wird der sogenannte Mindestreaktionspegel.
Als letzter dieser Session betrat John Fitz Gerald nochmals das Podium und referierte über eine Knochenleitungs-BERA und wie diese interpretiert wird. Um eine KL-BERA durchzuführend bedarf es eigener Wandlersysteme. Er persönlich nutzt den bekannten B-71 KL-Hörer. Grundsätzlich wird in Großbritanien die KL-BERA durchgeführt, wenn die LL-BERA erhöhte Werte aufzeigt. Der KL-Hörer und die Elektrode müssen so weit wie möglich voneinander getrennt sein, damit keine Artefakte auftreten. Die Haltgebung einer dritten Person des KL-Hörers ist eine vertretbare Krafteinwirkung. „Korrekturwerte bzgl. des Alters des Kindes liegen vor“, so Gerald in seinem Vortrag.
Session IV: Die Bedeutung von „Personal Technology“
In der letzten Session des Tages beleuchteten die Referenten technische Features, Zubehör und die Ziele und Fortschritte der „Hear the World“ – Stiftung.
Jace Wolfe (USA) referierte über seine Studie, die sich mit dem Nutzen der drathlosen Technologien in der Kinderversorgung beschäftigt. Für hörschädigte Kinder ist der SNR das größte Problem beim Verstehen von Sprache. Die Beeinträchtigung eines CI-Trägers ist noch um einiges höher als die eines Hörgeräteträgers. „Ist es sinnvoll bereits in jungen Jahren diese Technologien einzusetzten?“, stellte Wolfe dem Auditorium die Frage. Mittels der digitalen Technologie kann das Audiosignal besser kontrolliert werden. Das „Einsatzalter“ müssen die Eltern selber festlegen. Grundsätzlich kann aber festgestellt werden, dass die Verringerung des SNR das Erlernen von Sprache erleichtert.
Das neue „Sound Recover 2 (SR)“ beleuchtete Michael Boretzki (CH) in seinem Vortrag. Zu Beginn seines Vortrages erklärte Boretzki was „Sound Recover (1)“ geamcht hat und wie nun das neuen „Sound Recover 2“ ist. Im Gegensatz zur ersten Version des SR, welches statisch gearbeitet hat, arbeitet das SR 2 adaptiv und macht nicht mehr mit jedem Eingangssignal das gleiche. Die Kompressionsraten sind angepasster gegenüber der ersten Version. Durch die adaptive Arbeitsweise sollen die hochtönigen Anteile der Sprache besser hörbar bleiben.
„Nicht nur Sprache, sondern auch Musik unterstützen den natürlichen Lernprozess“, so Chris Rocca in ihrem Vortrag. „Baby Beats“ bilden ein wichtiges Fundament für den Lernprozess Hören. Musik in unserem Kopf ist eine musikalische Sprache. Das Auditorische Gedächtnis sollte tonal begleitet werden, damit das Lernen erleichtert wird. Das gleichzeitige Anbieten von Musik und Sprache schult das Unterscheidungsvermögen. Wie es bei jedem Lernprozess ist, ist eine regelmäßige Wiederholung zielführender. „Auch Kleinkinder begreifen wenn sie beim Musik hören, dass Musikinstrument anzugreifen“, so Rocca abschließend.
Abschließend wurden die Projekte von der „Hear the world“ – Stiftung von John Bamford (UK) vorgestellt. Die Stiftung blickt stolz auf ein erfolgreiches Jahr zurück, in dem sie mit der Hear the World Foundation 23 Projekte in 18 Ländern unterstützt hat – und damit einen entscheidenden Unterschied im Leben zahlreicher Menschen machen konnten. 2016 wird 10 Jahre Hear the World gefeiert und startete mit unserer ersten Cochlea-Implantat-Spende in Panama vielversprechend in das Jahr.
Den ersten Tag ließen die Teilnehmer bei einer gemütlichen Spreerundfahrt ausklingen.
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Session V: Hörbarkeit ist nicht alles
Der erste Referent des Tages war Markus Meis (GER). In seinem Vortrag berichtete er über die Auswirkungen von Störlärm und Nachhall auf die Sprachwahrnehmung und kognitive Leistungen bei normalhörenden Kindern. Die akustischen Situationen in Schulen erschweren normalhörenden Kindern den Lernprozess, von schwerhörigen Kindern mal ganz abgesehen. Es wird auf die Optik wert gelegt, jedoch nicht auf die Akustik. Durch unruhige Klassenzimmer steigt die Höranstrengung und somit auch die Hörermüdung bei den Schülern. „Liegt die Nachhallzeit bei 0,4 Sekunden, steigert sich die Leistung der Schüler um ein vielfaches“, so Meis in seinem Vortrag.
Im zweiten Vortrag dieser Session referierte Frau Enrin Picou (USA) über die Verbessrung des Hörens in Klassenzimmern unter zu Hilfenahme der Mikrofontechnologie. Zu Beginn des Vortrages wurde geklärt was eine Höranstrengung überhaupt ist. Unter einer Höranstrengung ist die Veränderungen der mentalen Ressourcen, die wir zum Verstehen brauchen. „Jedes Klassenzimmer sei eine akustische Herausforderung“, so Picou. Im ihrer Studie wurden nicht nur schwerhörige Kinder, sondern auch Erwachsene in den Klassenzimmern untersucht. Grundsätzlich machen Hörgeräte die Situation lauter und somit wird erstmal die Höranstrengung wird reduziert. Unter zu Hilfenahme der Mikrofontechnologie à Richtwirkung, kann die Situation verbessert werden. „Welche Mikrofontechnologie eingesetzt wird, muss ausprobiert werden“, so Picou weiter, „eine „vorsichtige“ Ausprobe der Mikrofontechnologie ist ratsam.“
Die Wirkungsweise neuer automatischer Hörprogramme in Schulsituationen beleuchtete Manuela Feilner (CH). Durch die neuen Unterrichtsformen (Gruppenarbeiten und Multimedia) ist die Herausforderung für die Schüler größer als beim altbewährten Frontalunterricht. Gerade bei Höraufgaben und beim Erlernen von Fremdsprache ist es besonders schwer. „Durch die neue Venture Plattform besteht die Möglichkeit einen „direktional Mode“ zu programmieren. Diese Einstellung ermöglicht eine verbessertes Sprachverstehen in den Klassenzimmer“, so Feilner in ihrem Vortrag. Für ein schwerhöriges Kind ist es immer schwierig, die richtige Sitzposition zu finden, da die Sprache ja immer von vorne kommt.
Der letzte Vortrag dieser Session beschäftigte sich mit der Beurteilung der Hörqualität durch hörgeschädigte Grundschüler in inklusiven Lernumgebungen. Barbara Bogner (GER) erklärte in ihrem Vortrag die Messung von der Hörqualität. Diese Messung kann sowohl objektiv, als auch subjektiv gemessen werden. Die subjektive Messung basiert auf Befragungen und Fragebögen, die für Schüler und Lehrer gleichermaßen aufgebaut sind, wobei die Bögen der Schüler mit Bewertungssmileys versehen sind. Mit der Nutzung einer FM-Anlage wurde das Sprachverstehen in störgeräuschvoller Umgebung (Klassenzimmer) und somit auch der Lernerfolg verbessert. Die befragten Schüler waren alle der Meinung, dass das Lernen mit einer FM-Anlage leichter fällt und mehr Spass macht.
Session VI: Familien in den Vordergrund
In der vorletzten Session des Kongresses wurden die Familien in den Vordergrund gestellt.
Janet DesGeorges (USA) referierte über den Einsatz verschiedener technischer Hilfen im familiären Alltag. Als betroffene Mutter konnte sie aus dem Alltag einer Familie berichten, wie sie mit dem Thema umgehen. Als Gründerin der Oragnisation „hand and voices“ hilft sie anderen Familien im Umgang mit dem Thema Hörminderung. Das Tragen eines Hörgerätes vergleicht sie mit dem Heiligen Gral. Auf der einen Seite steht das Wunder der Technik auf der anderen Seite die Einschränkungen der Technik. Einschränkungen sind z.B. das plötzliche „leer werden“ der Batterie in absolut unpassenden Situationen. Ein einschneidenedes Erlebnis war zum Beispiel die Hochzeit einer Tochter, bei dem die schwerhörige Tochter teilnahmslos daneben saß, weil das Hörsystem nicht funktionierte. „Es ist wichtig, dass das Kind, die Eltern und der Hörgeräteakustiker eine Partnerschaft bilden, die auf Vertrauen basiert“, so DesGeorges abschließend in ihrem Vortrag.
Im zweiten Vortrag dieser Session greift Daniel Holzinger (A) die Partnerschaft zwischen Kindern, Eltern und Hörgeräteakustikern auf, welches seine Vorrednerin schon beleuchtet hat. Sein Hauptaugenmerk lag auf den Wirkmechanismen und Ergebnisse der familienzentrierten Frühintervention. Die Familie ist der Garant dafür, wie gut, wie schnell und wieviel Sprache das Kind lernt. „Nicht die Menge, sondern der Inhalt des Gesprochenen ist ausschlaggebend für das Erlernen von Sprache“, so Holzinger. In seinem Vortrag zitierte Holzinger einen Vater, der folgendes sagte:„All eure Frühförderung bringt nichts, wenn das Herz nicht beim Kind ist.“ Wichtig ist, dass mit betroffenen Kindern nicht in zu einfachen Worte gesprochen wird. Das Niveau der Sprache sollte hoch gehalten werden und das dem Alter entsprechend.
Vor der Mittagspause gab Wendy McCracken(UK) einen kleinen Einblick in die Erwartungen von Eltern an die Hörexperten. Eltern erwarten sich Respekt und Achtung in der Zusammenarbeit zwischen Kindern, Eltern und Hörgeräteakustiker bzw. Audiologe. Eltern wünschen Sie einen ehrlichen Ansprechpartner. „Wir müssen die komplexen Bedürfnisse des schwerhörigen Kindes erkennen und eine Lösung anbieten,“ so McCracken. Das Alltagsleben ist heute anders bei Kindern als noch vor Jahren. Ab dem 18 Lebensmonat ist ein Kind in der Lage Sprache zu erlernen. Jedes bestimmte Alter hat sein spezifisches Alltagsthema. Kinder um das 8 Lebensjahr wollen vermehrt fernsehen, Kinder im 11 Lebensjahr spielen an Speielkosolen und Kinder im 14 Lebensjahr entdecken das „multimediale Leben“, wie Skype, Smartphones etc. Jedem Kind sollte man eine FM-Anlage anbieten, was am Beispiel des „Fahrradfahren lernen“ deutlich wurde, da die Arme nie so lang sind, wie das Kind fahren kann.
Session VII: Moderne Hörsystem-Technologien – elektrisch versus akustisch
Die letzten drei Vorträge der Konferenz haben die modernen Technologien näher beleuchtet, in wie weit diese Technik für Kinder sinnvoll bzw. nutzbar ist.
Annerose Keilmann (GER) referierte über die Indikationen und Richtungen einer Hörgeräteversorgung und CI-Implantation. In den 1990er Jahren wurden CI-Implantationen bei bereits ertaubten Kindern durchgeführt. Diese wurden aber nur unilateral durchgeführt. Ein wichtiger Bestandteil für die CI-Implantation ist die Differenzierung ob eine funktionelle oder psychogene Hörstörung vorliegt. Bei einer psychogenen Hörstörung ist eine Implantation ausgeschlossen. „Die nonverbale Intelligenz eines Kindes geht zurück, wenn die der Zugang zu einem Hörsystem verwehrt wird“, so Keilmann während ihres Vortrages. Aber auch bei einer Hörgeräteversorgung ist es wichtig mit nötiger Sorgfalt an die Arbeit heranzugehen. Die „richtige“ Auswahl des Hörsystems sollte nicht unterschätzt werden.
Die bimodale Anpassung, also CI und Hörsystem, stand im Focus von Hartmut Meister (GER). Bei dieser besonderen Art der Versorgung ist es wichtig, dass beide „Module“ gut zusammenpassen. Es müssen akustische und elektrische Informationen gemeinsam verarbeitet werden. Die akustischen Informationen sind feinstrukturiert und envelop, wobei das elektrische Signal nur envelop ist. Der „Übertragungsbereich“ des akustischen Signals ist im Gegensatz zum elektrischen Signal breiter. Das elektrische Signal erstreckt sich über den Frequenzbereich von 150 Hz – 7,5 kHz. Der Vorteil in der bimoalen Anpassung liegt darin, dass eine Verbessrung der Satzerkennung zu verzeichnen ist.
Im letzten Vortrag der Konferenz sprach Susan Arndt (GER) über die Indikation der Cochlear Implantation und deren Ergebnisse sowie über Knochenleitungssysteme und CROS Hörgeräte für Kinder. Am Beispiel zweier Fallbeispiele wurden die Vor- und Nachteile über das CI, KL-Versorgungen und CROS-Versorgungen aufgezeigt. Fallbeispiel 1 war eine einseitige Schallempfindungshörstörung, Fallbeispiel 2 war eine Schallleitungsschwerhörigkeit (Gehörgangsatresie inkl. Deformierung der Pinna). Frau Arndt zeigte die Vorgehensweise für beide Fallbeispiel von der Indikation bis hin zur Versorgung mit allen Vor- und Nachteilen auf. Das zweite Fallbeispiel beinhaltet auch noch die Rekonstruktion der Pinna.
Während der Pausen hatten die Teilnehmer der Konferenz die Möglichkeit, an kleinen Ständen sich mit den Neuheiten aus dem Hause Phonak vertraut zu machen.