Lern- und Lehrvermögen in Räumen mit unterschiedlichen akustischen Eigenschaften

Lern- und Lehrvermögen in Räumen mit unterschiedlichen akustischen Eigenschaften
Studien

Gutes Hören ist eine wesentliche Voraussetzung um in der Schule und bei der Aus- und Weiterbildung einen Lernerfolg zu garantieren. Dies kann unter anderem mit der Versorgung optimal angepasster Hörsysteme garantiert werden. Weniger bekannt sind die Abhängigkeiten des Lernerfolgs von akustischen Gegebenheiten eines Schulungsraumes.

So haben sich unter anderem das  Forschungszentrum für Arbeitsumwelt in Kopenhagen (Dänemark) und das Institut für Psychologie und die Universität in Lund (Schweden) sich mit der Aufgabe beschäftigt, wie sich die Raumakustik und das soziale Klima auf die Absicht eine Arbeit auszuführen auswirkt. Wie bereits bekannt, können Hintergrundgeräusche und die Akustik eines Raumes die sozialen Interaktionen durch den Eingriff in die mündliche Kommunikation und andere kognitive Prozesse beeinträchtigen. Die jüngsten Forschungsumgebungen in den Schulen haben gezeigt, dass die sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen und Lehrern verstärkt negativ beschrieben werden, wenn der Aufenthalt in Räumen mit langer Nachhallzeit (RT) stattfindet.

Zweck dieser Studie war es zu untersuchen, wie sich die Nachhallzeit auf das Hörvermögen und die otoakustischen Emissionen auswirkt, wenn sich Dauer und das soziale Klima ändert. Dazu wurden 107 Lehrer an zehn Schulen ausgewählt, die sich wie folgt in den Nachhallzeiten unterschieden haben:

  • 3 Schulen mit „kurzer RT“ (0,41 – 0,47 s)
  • 3 Schulen mit „mittlerer RT“ (0,50 – 0,53 s)
  • 4 Schulen mit „langer RT“ (0,59 – 0,73s)

Lehrer, die in Räumen mit langer RT gearbeitet haben, haben über ein soziales Klima gesprochen, dass „wettbewerbsgeladen“, Konflikt beladen und sehr angespannt war. Die Arbeitssituation war so angespannt, dass der Spaß an der Arbeit verloren gegangen ist. In der Regel waren die meisten Lehrer grundsätzlich mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden, wurde der Wunsch laut, akustische Veränderungen in den Räumen vorzunehmen, um die Schallreflexionen weiter zu reduzieren. Durch die Reduzierung kann auf der einen Seite die Arbeitsmoral der Lehrer und somit auch die Lernmoral der Schüler extrem gesteigert werden.

Prinzipiell: Ausreichende Ruhe ist beim Lernen empfehlenswert
Bei ADHS-Kindern können gewisse Geräusche den Lerneffekt steigern

Wenig überraschend: Grundsätzlich sollte man beim Lernen und bei bestimmten geistigen Tätigkeiten ausreichend Ruhe haben. Eine weitere Studie aus Stockholm hat aber auch gezeigt, dass mit einem bestimmten Hintergrundrauschen das Lernen einiger Personen sogar verbessert werden kann. Forschungen haben in diesem Zusammenhang bestätigt, dass ein gewisses Maß an Umgebungslärm das Lernen unterstützen kann. Bei Schulkindern mit Aufmerksamkeitsschwächen haben Hintergrundgeräusche tatsächlich Positives bewirkt. Bei Schülern ohne Aufmerksamkeitsschwächen hatten die Hintergrundgeräusche jedoch keinen positiven Einfluss.

Die Konzentrationsfähigkeit lässt sich durch kleine Geräusche negativ beeinflussen. Maschinen, Stimmen und auch Straßenverkehr sorgen dafür, dass wir in unserer Arbeit und dem Lernen gestört werden. Das Gehirn wird durch diese Sinnesreize in Konkurrenz gegen die Aufmerksamkeit gesetzt, was zur Folge hat, dass die Konzentration nachlässt. Eine besondere Personengruppe, die besonders darunter leidet, sind Kinder mit dem Aufmerksamkeitsdefizit -Hyperaktivitätssyndrom (ADHS). Während der Stockholmer Studie hat man festgestellt, dass Schüler mit einem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) von der Einspielung von Hintergrundgeräuschen mehr profitiert haben, als Schüler ohne einem solchen Defizit. Die Forscher konnten die Ursache dieser individuellen Wirkung nicht gänzlich erklären, vermuten aber eine psychologischen Effekt.

Für die Studie wurden 51 elf- und zwölfjährige Schüler ausgewählt, dessen Aufmerksamkeit und kognitive Fähigkeiten im Vorfeld ausgetestet worden sind. Der Test bestand aus 96 Sätzen, von denen sich die Kinder so viel wie möglich merken mussten. Die Sätze bestanden aus Subjekt und Prädikat. In unregelmäßigen Abständen wurde das Vorlesen der Sätze mit Hintergrundrauschen vermischt. Der Nutzschall lag bei 86 dB, das Störgeräusch bei 78 dB. Interessant: Die Schüler mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) konnten im Nachhinein in der Summe mehr Sätze richtig wiederholen, als die Schüler ohne Defizit.

Diese interessanten Erkenntnisse sollten aus unserer Sicht weiter verfolgt werden. Etwa in größeren, mehreren Altersgruppen eingeteilten und flächendeckender. Es wäre wegweisend, auch andere kognitive Aufgaben zu reproduzieren. Gut wäre es etwa, die Tests mit unterschiedlichen Signal-Rausch-Abständen durchzuführen.

Manche Akustiker können Nachhallzeiten von Räumen ausmessen und mit der Interpretation der Ergebnisse Lehrern und Vortragenden beratend zur Seite stehen. Zudem sollten Hörtests für Schülern und in Ausbildung stehenden Personen bei Hörakustikern vermehrt empfohlen werden.

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